In drei Teilen hat die conCBS Prof. Dr. Dr. Dietmar Janetzko die wichtigsten Fragen über zwei Digitalisierungs-Topthemen gestellt. Im dritten Teil gibt Prof. Janetzko Antworten auf Fragen zur künftigen Entwiclung von Crypto Currencies.
Wie haben sich Crypto Currencies in den letzten Jahren entwickelt und warum?
Bei der Entwicklung der Crypto Currencies kann man zwischen der internen Entwicklung des Gesamtangebots auf der einen Seite und den äußeren Einflüssen auf der anderen Seite unterscheiden.
Inspiriert von Bitcoin sind mittlerweile Hunderte von Crypto Currencies entwickelt worden. Die drei wichtigsten Digitalwährungen sind gegenwärtig Bitcoin, Ethereum und Bitcoin Cash. Viele Digitalwährungen sind allerdings – zumindest zur Zeit – gesamtwirtschaftlich gesehen bedeutungslos. In der einen oder anderen Weise sind alle Crypto Currencies von Bitcoin abhängig – konzeptionell und oft auch bei der Kursentwicklung. Während jedoch einige Crypto Currencies neue Wege gehen z.B. Ethereum mit den sogenannten „smart contracts“, entstehen andere Crypto Currencies durch Abspaltungen, Forks genannt, von Bitcoin. Dies trifft beispielsweise auf Bitcoin Cash zu.
Blicken wir nun auf die äußeren Einflüsse. Bitcoin als populäres Flaggschiff aller Digitalwährungen hat eine enorme mediale Aufmerksamkeit. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, dass der Bitcoin-Kurs zeitweilig über 10.000 US-Dollar lag. Spekulation über Wertverlust, staatliche Kontrollen (z.B. China) bzw. Verbot (Bolivien, Ecuador, Kirgistan, Bangladesch, Nepal, Marokko) haben aber zum Vertrauensverlust gegenüber dem Bitcoin und zum Kursrückgang beigetragen. Zugleich aber übt das Konzept hinter Crypto Currencies auf einzelne Staaten offenbar eine enorme Anziehungskraft aus. Gerade Länder, die eine Unabhängigkeit von der weltweiten Leitwährung des US-Dollars anstreben (z.B. Russland, Iran, Venezuela), beobachten aufmerksam die Entwicklung in diesem Bereich, treiben diese selbst voran oder haben – wie Venezuela mit dem Petro – bereits eine Digitalwährung eingeführt.
Wie werden sich Crypto Currencies in Zukunft entwickeln?
Bereits die große Zahl an Digitalwährungen drückt aus, dass hier viel ausprobiert wird. Es gibt Digitalwährungen mit Blockchain (z.B. Bitcoin, Ethereum), bei denen theoretisch alle Teilnehmer alle Transaktionen nachprüfen können, und vereinfachte Systeme wie IOTA. Es gibt sogar Digitalwährungen mit Golddeckung wie Independence Coin. Einzelne Digitalwährungen wie Ethereum und NEO) arbeiten mit Blockchains, die nicht nur Zahlungen, sondern Verträge – „smart contracts“ – ermöglichen. Dabei handelt es sich im Kern um Wenn-Dann Befehle, die über reine Finanztransaktionen hinausgehen. „Smart contracts“ ermöglichen es beispielsweise, dass Versicherungen eine Auszahlung vornehmen, wenn bestimmte vorab definierte Bedingungen erfüllt sind. Andere Digitalwährungen wollen wiederum mit der Geschwindigkeit der Transaktionen punkten. Allerdings: Selbst Bitcoin Cash – die derzeit schnellste Digitalwährung – ist mit 56 Transaktionen je Sekunde immer noch deutlich langsamer als die Konkurrenz bei den herkömmlichen Bezahlsystemen. So schafft VISA beispielsweise 24.000 Transaktionen je Sekunde.
Zu der Vielfalt an existierenden Digitalwährungen werden in Zukunft vermutlich weitere Digitalwährungen kommen, die von Staaten herausgegeben werden – was im krassen Widerspruch zu den libertären Ursprüngen der Digitalwährung steht. Venezuela hat hier mit dem Petro einen Anfang gemacht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Staaten folgen. Was sich hier am Ende des Tages durchsetzen wird, ist völlig unklar. Klar scheint allerdings, dass Digitalwährungen in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden.